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DEKRA präsentiert Verkehrssicherheitsreport 2012: Herausforderungen für Mensch und Technik

30/03/12

Nicht angepasste Geschwindigkeit, zu geringer Sicherheitsabstand, Alkohol- beziehungsweise Drogeneinfluss, Übermüdung, Unerfahrenheit, bewusste Verstöße gegen Verkehrsvorschriften oder Ignoranz von Warn- und Sicherheitshinweisen im Fahrzeug: Die Bandbreite menschlicher Risikofaktoren im Straßenverkehr ist groß. Moderne Fahrzeugtechnik kann ein Beitrag dazu sein, eventuelles Fehlverhalten zu kompensieren. In der Summe können Fahrerassistenzsysteme aber auch dazu führen, dass sie den Fahrer überfordern, irritieren oder in falsch verstandener Sicherheit wiegen. Mensch und Technik bilden im Straßenverkehr also ein mit vielen Herausforderungen behaftetes Spannungsfeld. Dieses Spannungsfeld wird im DEKRA Verkehrssicherheitsreport 2012 „Mensch und Technik“ aus Sicht der Unfallforschung, Verkehrspsychologie und Prüftechnik näher untersucht. An Hand von Statistiken und Auswertungen von Daten aus Deutschland und ausgewählten europäischen Ländern zeigt der Report auf, in welchen Bereichen die größten Optimierungspotenziale liegen.
Die in den letzten Jahren zu beobachtende Entwicklung bei der Zahl der Verkehrstoten in der EU kann durchaus als Erfolg gewertet werden. Kamen im Jahr 2001 auf den Straßen der EU rund 54.300 Menschen ums Leben, waren es 2010 nach vorläufigen Zahlen circa 30.700 Verkehrsteilnehmer. Von dem seitens der Europäischen Kommission formulierten Ziel, die jährliche Verkehrstotenzahl bis 2010 zu halbieren, war man jedoch noch ein gutes Stück entfernt. Die EU hat deshalb ein neues Ziel formuliert: Bis 2020 soll die Zahl der Verkehrstoten gegenüber 2010 auf die Hälfte sinken.
„Mit Nachdruck muss auf allen Ebenen an einer weiteren Erhöhung der Verkehrssicherheit auf Europas Straßen gearbeitet werden“, betonte Clemens Klinke, Mitglied des Vorstands der DEKRA SE und Vorsitzender der Geschäftsführung der DEKRA Automobil GmbH, bei der Präsentation des neuesten Verkehrssicherheitsreports von DEKRA im Rahmen eines Parlamentarischen Abends am 29. März 2012 in der Landesvertretung von Baden-Württemberg in Berlin. Dies gelte insbesondere auch vor dem Hintergrund der jüngsten Unfallzahlen aus Deutschland. Danach sind laut Statistischem Bundesamt 2011 erstmals nach 20 Jahren wieder mehr Menschen im Straßenverkehr ums Leben gekommen. 3.991 Menschen starben im Jahr 2011 auf deutschen Straßen, das sind 343 Getötete oder 9,4 Prozent mehr als im Jahr 2010. Die Zahl der Personen, die schwer oder leicht verletzt wurden, erhöhte sich 2011 gegenüber dem Vorjahr um 5,5 Prozent auf etwa 391.500. „Die genannten Zahlen sind eine Herausforderung, der sich auch DEKRA engagiert stellen wird“, erklärte Klinke.
Mensch-Maschine-Schnittstelle muss intuitive Bedienung gewährleisten
Tatsache ist: Bei Verkehrsunfällen kommen stets mehrere Einflussfaktoren zusammen. Neben den äußeren Bedingungen und technischen Fahrzeugmängeln spielt der Mensch eine zentrale Rolle. Um Fehlverhalten bis zu einem gewissen Grad zu kompensieren, setzt die Automobilindustrie verstärkt auf Fahrerassistenzsysteme, die in der Lage sind, kritische Situationen frühzeitig zu erkennen, vor Gefahren zu warnen und im Bedarfsfall auch aktiv in das Geschehen einzugreifen.
Deren Wirksamkeit ist unbestritten: Eine Studie des Allianz Zentrums für Technik besagt, dass sich künftig annähernd jeder zweite Unfall vermeiden oder in seiner Schwere reduzieren ließe, wenn die Fahrerassistenzsysteme konsequent weiterentwickelt und stärker verbreitet würden. Deshalb laufen mit Beteiligung von DEKRA schon seit Jahren Projekte und Initiativen der EU wie eSafety/eSafetyAware oder iCarSupport – mit dem Ziel, die Ausstattung der Fahrzeuge mit den wirksamsten Sicherheitssystemen voran zu bringen.
Einige Systeme wie das Antiblockier-System (ABS) oder das Elektronische Stabilitätsprogramm (ESP) sind in Neufahrzeugen mittlerweile Standard. Andere Systeme wie der Abstandsregeltempomat ACC (Adaptive Cruise Control), das vorausschauende Notbremssystem ABA (Active Brake Assist), das Spurhaltesystem LGD (Lane Guard System) beziehungsweise der Spurwechselassistent LCA (Lane Change Assist) oder der Abbiegeassistent sind vielen Fahrzeugkäufern dagegen nach wie vor kaum bekannt. „Das Potenzial dieser Systeme kann aber nur bei einer hohen Marktdurchsetzung voll zum Tragen kommen“, so Clemens Klinke. Nicht zu vernachlässigen sei allerdings die Gefahr, dass Assistenzsysteme aufgrund ihrer Informationsfülle und der mitunter komplizierten Bedienbarkeit zur Überforderung und Ablenkung des Fahrers führen können. „Die Schnittstelle zum Menschen sollte daher immer so gestaltet sein, dass die vom Fahrzeug kommenden Signale jederzeit intuitiv von Fahrern jeden Alters verstanden werden.“
Periodische Fahrzeugüberwachung gewinnt noch mehr an Bedeutung
Ein weiteres Ziel muss es sein, für jedes sicherheitsrelevante System die zuverlässige Funktion über die gesamte Nutzungsdauer des Fahrzeugs zu gewährleisten. Wartung respektive Service der betreffenden Systeme dürfen also nicht vernachlässigt werden und alle Warnanzeigen sowie Fehlermeldungen im Auto müssen von den Nutzern ernst genommen werden. Da erfahrungsgemäß jedoch viele ältere Fahrzeuge nicht mehr entsprechend den Herstellervorgaben gewartet werden, kommt der periodischen Fahrzeugüberwachung eine umso größere Bedeutung zu. Die Relevanz gerade auch der elektronischen Systeme für die Sicherheit der Fahrzeuge ist inzwischen auch von der Europäischen Kommission aufgegriffen und in die Rahmenvorgaben zur europaweiten Fahrzeugüberwachung aufgenommen worden.
Sicherheitsgurt rettet Leben
Trotz vieler neuer Systeme zum Insassenschutz sowie zum Schutz etwa von Fußgängern und Zweiradfahrern liegt nach wie vor beträchtliches Potenzial in der konsequenten Nutzung bereits vorhandener und seit Jahrzehnten bewährter Sicherheitssysteme wie etwa dem Sicherheitsgurt. Laut den Ergebnissen einer Erhebung des Deutschen Verkehrssicherheitsrats im April 2011 hatten im Durchschnitt fast 20 Prozent der im deutschen Straßenverkehr getöteten Pkw-Insassen den Sicherheitsgurt nicht angelegt. Vor dem Hintergrund einer Gurtbenutzungsquote aller Pkw-Insassen im Jahr 2010 von 98 Prozent bestätigt dies erneut ein deutlich erhöhtes Tötungsrisiko von nicht angegurteten Insassen.
Verkehrsregeln müssen eingehalten werden
Gerade durch vorschriftsmäßiges Verhalten aller Teilnehmer im Straßenverkehr ließen sich viele Unfälle vermeiden. Regelkenntnis und -akzeptanz sowie gegenseitige Rücksichtnahme sind wesentliche Voraussetzungen für Sicherheit im Straßenverkehr. Denn egal ob Telefonieren ohne geeignete Freisprecheinrichtung, nicht angepasste Geschwindigkeit, zu dichtes Auffahren oder Alkohol vor der Fahrt: Regeln haben ihre Berechtigung und sind einzuhalten. Vor der Akzeptanz und Befolgung einer Regel steht aber immer zunächst das Wissen um die Regeln. Jeder Verkehrsteilnehmer sollte sich daher über Neuerungen bei den Verkehrsregeln informieren und seine Kenntnisse regelmäßig auffrischen. Allen Harmonisierungsbemühungen zum Trotz sind manche Verkehrsregeln innerhalb der EU aber noch weit von einer einheitlichen Vorgabe entfernt, was wiederum die Regelkenntnis und -befolgung im Ausland deutlich erschwert. „Die für eine Vereinheitlichung notwendigen Maßnahmen müssen auf allen politischen Ebenen umgesetzt werden“, forderte Clemens Klinke in Berlin.
DEKRA Engagement für mehr Verkehrssicherheit
Wie die Verkehrssicherheitsreports der Jahre 2008 (Pkw), 2009 (schwere Nutzfahrzeuge), 2010 (Motorräder) und 2011 (Fußgänger und Radfahrer) ist auch die neueste Publikation der Fachschriftenreihe von DEKRA weit mehr als eine Ansammlung von Fakten über den Ist-Zustand. Der Report soll Denkanstöße liefern für Politik, Verkehrsexperten, Hersteller, wissenschaftliche Institutionen sowie Verbände. Gleichzeitig soll er Ratgeber sein für alle Verkehrsteilnehmer, wie durch richtiges Verhalten, durch verstärktes Risikobewusstsein und die Beachtung von Sicherheitsstandards dazu beigetragen werden kann, die Zahl der Verunglückten und Getöteten auf den Straßen Europas weiter zu senken.
DEKRA engagiert sich seit vielen Jahren auf vielfältige Weise für mehr Verkehrssicherheit. Die Expertenorganisation gehört zu den Erstunterzeichnern der EU-Charta für Verkehrssicherheit und unterstützt ebenso nachhaltig das von der EU neu aufgelegte Aktionsprogramm zur erneuten Halbierung der Zahl der Verkehrstoten bis 2020. In nationalen und internationalen Gremien sind die Sachverständigen von DEKRA als kompetente Gesprächspartner geschätzt. Außerdem werden die Unfallanalytiker regelmäßig hinzugezogen, wenn die Ursachen für Verkehrsunfälle ermittelt werden müssen. Einen wichtigen Beitrag zu mehr Verkehrssicherheit leisten auch die von DEKRA durchgeführten Fahrzeugprüfungen und Crash-Tests. Nicht vergessen werden dürfen Initiativen wie etwa der „SafetyCheck“ – dabei ließen im Jahr 2011 rund 16.000 junge Führerscheininhaber an deutschen Stützpunkten von DEKRA kostenlos ihre Fahrzeuge überprüfen.
Unter der Adresse http://www.dekra.de/de/verkehrssicherheitsreport-2012 kann der komplette Verkehrssicherheitsreport nachgelesen und heruntergeladen werden.

Die DEKRA Forderungen in Kürze:
•Frühestmögliche Verkehrserziehung schon im Grundschulalter.
•Weitere Verbesserung der Fahranfängerausbildung.
•Höhere Regelakzeptanz, regelmäßige Auffrischung des Wissens über die aktuellen Verkehrsregeln und mehr gegenseitige Rücksichtnahme
•Selbstkritische Beobachtung der altersbedingten Einschränkungen und der Leistungsfähigkeit als Verkehrsteilnehmer.
•Erhöhung der Gurtanlegequote auf 100 Prozent.
•Gewährleistung der Funktionsfähigkeit mechanischer und elektronischer Komponenten der Fahrzeugsicherheit über das gesamte Fahrzeugleben hinweg.
•Verkürzung der Prüffristen für ältere Fahrzeuge.
•Konsequentere Ausrichtung der Verkehrskontrollen auf nachweisbare Effekte zur Steigerung der Verkehrssicherheit.
•EU-weite Vereinheitlichung aller Verkehrsregeln.
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