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3. Tag Fulda Challenge

14/01/13

„Heute verlassen wir die Zivilisation“, sagte der Cheforganisator der Fulda Challenge, Holger Bergold, gestern Morgen beim Tagesbriefing. Was er meinte, wird beim Blick auf die Landkarte deutlich. In Whitehorse, wo der Challenge-Tross in den ersten beiden Wettkampftagen Station machte, leben 90 Prozent der Einwohner des Yukon-Territoriums. Die restlichen 3000 Einwohner verteilen sich auf ein Gebiet, das eineinhalb Mal so groß ist wie Deutschland.
In der menschenleeren Wildnis ist ein Gut besonders wertvoll: Vertrauen. Vertrauen in die Technik und Vertrauen in den Partner. Beides war im ersten Wettbewerb des Tages gefragt. Rennleiter Hans-Joachim Stuck hatte auf dem Flughafen von Braeburn am North Klondike Highway einen Slalomkurs eingerichtet, den die Teilnehmer in ihren Fahrzeugen mit verbundenen Augen durchfahren mussten.
Orientierung erhielten sie durch die Ansagen ihrer Teampartner auf dem Beifahrersitz. Während einige Teams den Weg durch den Parcours sehr zögerlich suchten, fuhren andere forsch drauf los. Zu Kollisionen mit den Torstangen führten beide Fahrweisen erstaunlich selten – zeitlich lagen die Mutigeren natürlich vorn. Das waren einmal mehr die Österreicher und die Deutschen. „Da muss man Kontrolle abgeben und Vertrauen aufbauen, das hat heute prima geklappt“, sagte Christian Schmid vom Team Deutschland.
In der gegenüberliegenden Braeburn Lodge, die für ihre riesigen Zimtschnecken berühmt ist, deckten sich die Teilnehmer mit Proviant ein – und weiter ging es auf dem vereisten North Klondike Highway Richtung Dawson City. Der nächste Wettkampf auf dem Pelly River führte die Teilnehmer in eine Zeit zurück, in der das Lebensnotwendige der Natur entnommen werden musste. Da sie im Winter von Wasser und Fischen durch meterdickes Eis getrennt waren, erfanden die Glücksritter der Goldgräberzeit den „Auger“ – den Eisbohrer.
Mit dem hantierten 120 Jahre später nun die Teilnehmer der Fulda Challenge. Playmate Franzi Balfanz kam trotz großer Anstrengung als Einzige nicht durchs 80 cm dicke Eis. „Ich kam keinen Millimeter voran, ich hatte den Eindruck, dass da ein Stein drunter lag“, sagte die ausgebildete Sport- und Fitnesstrainerin anschließend. Das tat ihrer Stimmung allerdings keinen Abbruch: „Ich freue mich einfach dabei zu sein, es ist eine Super-Truppe.“
Auf der Weiterfahrt nach Dawson City war dann wieder Vertrauen notwendig – vor allem zu den Reifen, da die Strecke durch einsetzenden Schneefall immer rutschiger wurde. Diese Bedingungen werden sich heute auf dem Weg zum Polarkreis noch einmal verschärfen. Dort wartet dann die Königsdisziplin der diesjährigen Fulda Challenge: der Halbmarathon. In den geht das Team Österreich als Spitzenreiter.
Doch an den Wettkampf dachten die Teilnehmer noch nicht, als sie abends in die pittoreske Western-Stadt Dawson City einfuhren, in der die Zeit seit über hundert Jahren stillzustehen scheint. Sie erzählten sich noch den ganzen Abend Geschichten von den menschlichen und tierischen Begegnungen an der Strecke, vom Trucker an der Braeburn Lodge und vom Wolf bei Carmack. Und freuten sich, den ersten Tag in der Wildnis gut überstanden zu haben.
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