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Vier von fünf Senioren würden ihren Führerschein abgeben

30/09/10

Vier von fünf Senioren würden ihren Führerschein auf Bitten des Hausarztes abgeben
90 Prozent der über 55-jährigen Autofahrer sind für freiwilligen Gesundheits-Check
Junge Autofahrer sind mehrheitlich gegen verbindliche regelmäßige Fahrtests
Verkehrswachtstiftung Niedersachsen und Continental stellen neue Studie vor
Hannover, 30. September 2010. Vier von fünf Senioren würden auf Anraten ihres Hausarztes freiwillig ihren Führerschein abgeben, aber nur jeder zweite auf die entsprechende Bitte aus dem engen Familien- oder Freundeskreis reagieren. Gleichzeitig sind mehr als 90 Prozent der Autofahrer im Alter von über 55 Jahren für einen freiwilligen Gesundheits-Check in Sa-chen Fahrtüchtigkeit am Steuer. Wenig Neigung verspüren dagegen junge Autofahrer, sich in regelmäßigen Abständen Fahrtests zu unterziehen, obwohl Fahranfänger statistisch gese-hen viermal häufiger an Unfällen beteiligt sind als andere Autofahrer.
Das sind einige Ergebnisse einer repräsentativen Studie, die die Verkehrswachtstiftung Nie-dersachen und der internationale Automobilzulieferer Continental am Donnerstag in Hanno-ver vorgestellt haben. TNS Infratest hatte im Auftrag von Continental im Frühjahr 2010
insgesamt 1.500 Autofahrer befragt, pro Altersgruppe 500: Fahranfänger (17 bis 25 Jahre), „Best Ager“ (55 bis 65 Jahre) und Senioren (über 65 Jahre).

„Als Verkehrswachtstiftung Niedersachsen wollen wir beim Thema Verkehrssicherheit einen neuen Schwerpunkt in der wissenschaftlichen Forschung setzen und uns nicht auf die klas-sischen Fachgebiete wie Psychologie, Pädagogik, Medizin und Ingenieurwesen beschrän-ken. Als einen Aufgabenschwerpunkt haben wir uns mit den Fahranfängern und den Senio-ren am Steuer die beiden Gruppen ausgewählt, bei denen es in Sachen Verkehrssicherheit statistische Auffälligkeiten gibt, aber ebenso viele Vorurteile und offene Fragen“, sagte Dr. Wolfgang Schultze, Vorstandsvorsitzender der Verkehrswachtstiftung Niedersachsen. „In der öffentlichen Diskussion tauchen gerade nach spektakulären Unfällen immer wieder Forde-rungen auf, die Fahrtüchtigkeit älterer Autofahrer durch ärztliche Untersuchungen oder Fahr-tests zu überprüfen, ähnliches gilt für Fahranfänger. Wir wollten wissen, wie die betroffenen Altersgruppen selber darüber denken.“
Laut Studie stimmen die Fahranfänger der Forderung nach Fahrtests für ältere Autofahrer deutlich häufiger zu als für ihre eigene Zielgruppe: 85 Prozent finden verbindliche Fahrtests für Autofahrer ab 70 Jahren wünschenswert. Dagegen stimmt nur die Hälfte der „Best Ager“ dieser Aussage zu. Bei Senioren liegt der Anteil der Befürworter bei nur noch 39 Prozent. Gleichzeitig würden aber vier von fünf „Best Agern“ und drei von vier Senioren an einem freiwilligen Fahrtest teilnehmen. Noch größer fällt die Zustimmung zu einem freiwilligen Ge-sundheitscheck ab 70 Jahren aus: Jeweils mehr als 90 Prozent „Best Ager“ und Senioren sind dafür.
„Ich kann mich mit den Aussagen der älteren Autofahrer absolut identifizieren. Freiwilligkeit sollte im Vordergrund stehen. Gleichzeitig gilt es, auf den eindeutigen Hinweis eines
Hausarztes zu hören, ebenso wie der Rat von Familie oder engen Freunden ein gewisses Gewicht haben muss“, bewertete Peter Kraus (71), Entertainer und begeisterter Autofahrer, die Ergebnisse der Studie. Er legt im Jahr rund 40.000 Kilometer mit dem eigenen Auto zu-rück. „Wenn mir eines Tages mein Hausarzt mit überzeugenden Argumenten sagen würde, gib den Führerschein ab, dann würde ich das tun. Auf jeden Fall nehme ich aber erst mal die Einladung der Verkehrswachtstiftung Niedersachsen gerne an, noch in diesem Jahr ein Fahrsicherheitstraining als eine Art Test zu absolvieren.“
Unabhängig von einer ärztlichen Empfehlung nennen „Best Ager“ und Senioren als mögli-chen Anlass für eine freiwillige Rückgabe ihrer Führerscheine die eigene persönliche Ein-schätzung („ich habe mein Auto nicht mehr unter Kontrolle“), gesundheitliche Gründe und nachlassendes Seh- und Reaktionsvermögen sowie allgemeine Unsicherheit beim Fahren. Tatsächlich geben 50 Prozent der „Best Ager“ und 40 Prozent der Senioren an, selber schon Angst oder Bedenken als Beifahrer wegen der unsicheren Fahrweise des Fahrzeuglenkers verspürt zu haben - wobei die Fahrzeuglenker dann meist älter als 70 Jahre waren. Bei den jungen Autofahrern liegt der Anteil der Befragten mit Bedenken oder Angst hinsichtlich der Fahrweise des Fahrzeuglenkers mit 65 Prozent sogar noch höher – allerdings bezieht sich diese Sorge vor allem auf Gleichaltrige.
Offenbar kennen Fahranfänger wie auch die älteren Autofahrer den Grund für diese Sorgen gut, denn alle befragten Altersgruppen sind sich weitgehend einig, wenn es um die Ursachen für die überproportional hohe Zahl von Verkehrsunfällen von Fahranfängern geht (Mehrfach-nennungen): Jeweils etwa zwei Drittel nennen „Überschätzung des eigenen Könnens“, die Hälfte gibt „Leichtsinn“ an, für rund 40 Prozent sind „geringe Fahrpraxis“ und für etwa ein Drittel der Einfluss von Alkohol bzw. Drogen ausschlaggebend. Technische Mängel am Auto spielen danach keine Rolle.
„Für mich ist es logisch, dass Überschätzung des eigenen Könnens und zu geringe Fahrpra-xis meist Schuld an Verkehrsunfällen von Fahranfängern sind. Ich finde die Idee des beglei-teten Fahrens – also den Führerschein ab 17 – super, denn so kann man Fahrpraxis sam-meln. Gleichzeitig sollten aber Fahranfänger zusätzlich Fahrsicherheitstrainings absolvieren, um die eigenen Grenzen und auch ihr Fahrzeug kennen zu lernen und sich von Profis zeigen zu lassen, wie man gefährliche Situationen vermeidet oder sie im Ernstfall beherrscht“, sagte Schauspielerin Janina Uhse (20), die seit vier Jahren mobil ist und den Führerschein bereits mit 17 Jahren gemacht hat.
Neben der jeweiligen persönlichen Einstellung der drei Altersgruppen zu „Prüfungen“ der ei-genen Fahrkompetenz bildeten Aspekte rund um Fahrzeugtechnik und moderne Fahreras-sistenzsysteme einen weiteren Schwerpunkt der Meinungsumfrage. Allen drei Zielgruppen interessieren sich „sehr“ oder zumindest „etwas“ für die technische Ausstattung von Autos (80 Prozent). Ungestützt werden als bekannteste Fahrerassistenzsysteme das Antiblockier-system ABS, das elektronisches Stabilitätsprogramm ESC sowie Einparkassistenten ge-nannt. Gestützt erreichen ABS und Navigationssysteme 100 Prozent Bekanntheit, auch Ein-parkassistenten bzw. akustische Parksysteme/Einparksensoren sind nahezu jedem geläufig. Lediglich ESC ist auch gestützt nach rund 20-jährigem Einsatz in Autos noch immer lediglich vier von fünf Autofahrern bekannt.
Fahrerassistenz- und Sicherheitssysteme genießen beim Autokauf in allen Zielgruppen hohe Relevanz: 73 Prozent der Fahranfänger achten darauf, bei „Best Agern“ sind es 70 Prozent, bei Senioren 76 Prozent. Dennoch würden 38 Prozent der Fahranfänger für einen günstige-ren Kaufpreis Abstriche bei der Sicherheitsausstattung des Autos machen, bei „Best Agern“ sind es nur 21 Prozent und bei Senioren nur 13 Prozent.
In der Studie wurden die älteren Autofahrer gezielt danach gefragt, welche Fahrzeugausstat-tung altersbedingte körperliche Einschränkungen berücksichtigen sollte (Mehrfachnennun-gen): Am häufigsten wurden leicht bedienbare und ablesbare Knöpfe am Armaturenbrett so-wie erhöhte und drehbare Sitze genannt, bei Assistenzsystemen sind es vor allem die Ein-parkhilfe und Nachtsichtsysteme.
„Wir haben uns die Ergebnisse in Punkto Technik genau angesehen und stellen fest, dass die Automobilindustrie ihr Angebot an modernen Fahrerassistenzsystemen unverändert ver-mitteln und aufzeigen muss, welche praktischen Hilfestellungen und Angebote möglich sind“, sagte Continental-Vorstandsmitglied Heinz-Gerhard Wente, gleichzeitig Kuratoriumsmitglied der Verkehrswachtstiftung. „Wenn sich laut Statistik bei Autofahrern ab 65 die Zahl der Vor-fahrtfehler nahezu verdoppelt, können Kreuzungsassistenten helfen. Diese Funktion nähert sich der Serienreife, ist aber 95 Prozent der Befragten auch gestützt noch nicht bekannt. Da-bei ist das Grundprinzip einfach: Das eine Auto erkennt die Situation an der Kreuzung und meldet drahtlos: Ich habe Vorfahrt! Andere Fahrzeuge antworten: Ich weiß. Und das wird den Fahrern im Display deutlich angezeigt. Insofern sind die Ziele von Verkehrswachtstiftung Niedersachsen und die von Continental deckungsgleich: Unfälle vermeiden ist oberstes Ziel.“
2009 starben deutschlandweit 4.154 Menschen bei Verkehrsunfällen, 397.448 wurden verletzt. Jeder Unfall im Straßenverkehr ist immer mit großen sozialen und finanziellen Verlusten verbunden – privat wie gesellschaftlich. Vor diesem Hintergrund will die Verkehrswachtstiftung Niedersachsen in der Ver-kehrssicherheitsarbeit Innovationen erproben: Präventiv forschen, arbeiten und handeln bedeutet, dramatische Verkehrsunfalllagen gar nicht erst entstehen zu lassen. Die im Dezember 2008 ins Leben gerufene Verkehrswachtstiftung Niedersachsen will insbesondere in der Forschung Projekte und Maß-nahmen finanziell fördern, die sonst auf Grund fehlender Mittel nicht realisierbar wären.
Quelle: Continental
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